"Männerkleidung nähen" - so heißt das Buch des Kölner Maßschneiders Sebastian Hoofs. Nachdem ich daraus schon ein
T-Shirt für meinen Neffen genäht habe, sollte es nun ein Hemd für meinen Mann werden. Und es ist geworden:
Als Geschenk lag es unter dem Weihnachtsbaum, allerdings ohne Knopflöcher und Knöpfe (die habe ich nicht mehr geschafft). Jetzt ist es richtig fertig und wurde gestern Abend erstmals ausgeführt mit dem Kommentar "das trägt sich gut" - was bei ihm soviel wie höchstes Lob bedeutet - YEAH!
Der Kragen ist anknöpfbar:
Rückenpasse, Manschetten und Kragensteg habe ich innen mit dunkelblauem Stoff abgesetzt:
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So sieht das Hemd farblich wirklich aus |
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Verfremdete Farben durch Zimmerfotos |
Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis, doch es war ein langwieriger und nicht ganz einfacher Nähprozess.
Und nachdem ich mit dem T-Shirtschnitt aus dem Buch sehr zufrieden war, ist meine Fazit beim Hemd kritischer. Das liegt vor allem am Schnittmusterbogen. Nach der Maßtabelle im Buch habe ich für meinen Mann eine Größe 54 ermittelt:
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Quelle: Sebastian Hoofs "Männerkleidung nähen" |
Warum aber nur bei einigen Schnitteilen die unterschielichen Größen mit verschiedenen Linien markiert werden (beim Kragen z.B.) und bei anderen Teilen alle 8 Größen eine durchgehenden Linie haben (wie Manschetten, Kragensteg), weiß wohl nur der Frechverlag.
Jedes Mal habe ich zählen müssen, um in der richtigen Größe zu bleiben - das ist schon eine Zumutung. Ganz verrückt wurde es beim Ärmel und dem alles entscheidenden Schlitz:
Das ist selbst für relativ geübte Näherinnen ein Bilderrätsel! Die kleinen Pfeile zeigen übrigens die Faltenmarkierungen, aber für die Lege-Richtung habe ich mit einem Kaufhemd vergleichen müssen. Abgesehen davon, dass ich auch hier wieder die Größe abzählen musste und nicht klar war, ob der lange Strich der Schlitz ist oder die Ansatzlinie des Ober- oder Untertritts.
Da besteht bei einer weiteren Auflage des Buches unbedingt Nachholebedarf.
Gut fand ich die ausführlichen, mit Zeichnungen ergänzten Näh-Beschreibungen.
Wunderbar erklärt ist die Methode, mit der nahzu perfekte Manschetten, Schlitze und Kragen entstehen. Sebastian Hoofs verweist darauf, dass es hier viele Varianten gibt und er die in seiner Maßschneiderwerkstatt angewendete beschreibt. Zwei verschiedene Einlagen sorgen für den perfekten Stand. Ich bin von seiner Nähtechnik absolut überzeugt.
Mein Fazit zum Schnitt: ziemlich anspruchsvoll und nichts für Nähanfänger, erheblicher Verbesserungsbedarf bei der Schnittmustererstellung. Ich werde trotzdem weiter mit diesem Buch arbeiten, da es nicht viele ausführliche Anleitungen für Männersachen gibt und die Tipps vom Maßschneider viel wert sind.
Ergänzung (15.01.):
Mit der Passform bin ich sehr zufrieden. Beim nächsten Mal würde ich in der Breite über Rücken und Brust knapp zwei Zentimeter zugeben (das liegt aber sicher am Schwimmerkreuz des Mannes). Ansonsten ist das Hemd leicht tailliert durch zwei Abnäher im Rücken, an denen ich auch nix verändert habe. Bei der Länge habe ich 2 cm zugegeben - die brauchte es aber nicht unbedingt (bei 1,84 m Größe meines Mannes) - das Hemd wäre auch so lang genug.
Zusammenfassung:
Schn
itt: Hemd aus "Männersachen nähen" von Sebastian Hoofs, Größe 54, Ärmel gekürzt
Stoff: dünne Baumwolle (1,50 m) von Mahler-Stoffe Hamburg
Fotos: von mir