Sweatjacken-Desaster

Vorab: Ich bin eine große Freundin von Sebastian Hoofs Schneiderkunst und habe erfolgreich Männerkleidung nach seinem ersten Buch genäht (z.B. dieses Herrenhemd).

Mit viel Neugier habe ich das zweite Buch erwartet und im Dezember gleich gekauft. Erstes Nähprojekt sollte die Titelbild-Sweatjacke für meinen Mann zu Weihnachten sein.

Allerdings bin ich darüber fast verzweifelt, habe aber schließlich den Fehler im System, besser gesagt im Schnittmuster entdeckt. Aber der Reihe nach.

Ich habe alle Teile vom Schnittmusterbogen in Größe 54 abgepaust und zugeschnitten. Als ich die Schulternähte schließen wollte habe ich bemerkt, dass zwischen Vorder- und Rückenteil ein erheblicher Versatz bestand. Ich habe die Papierteile überprüft - es passte tatsächlich nicht.

Ich habe die Größen überprüft - es blieb so. Also habe ich schließlich das breitere Vorderteil am Halsausschnitt verschmälert (und so den Halsausschnitt irgendwie an das Rückenteil angepasst). Das nächste Problem sah ich dann beim Rückenbeleg. Der passte überhaupt nicht an das (unveränderte) Rückenteil:

Es war schon absurd klein, doch ich hatte auch das erst nach dem Zuschnitt wirklich bemerkt. Also habe ich selbst einen neuen angepassten Rückenbeleg zugeschnitten. Die Jacke wurde letztlich fertig, insgesamt auch sehr schön, aber der Ausschnitt war viel zu weit, mein Mann meinte nur: "Es zieht am Hals!"


Mich hat das nicht losgelassen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Schnittmuster so fehlerhaft sein soll. Nachdem ich nochmal alle Schnittteile vor mich hingelegt hatte, erkannte ich endlich das Problem: Beim Zuschneiden muss man den Rückenbeleg an das Rückenteil oben drananlegen (es passt haargenau) und damit das Rückenteil vervollständigen. Der Belegteil ist sozusagen im Schnittmuster abgeschnitten worden! 


Wenn man den Belelg anlegt, dann passen Vorder- und Rückenteil auch an den Schultern plötzlich perfekt:

Das kann aber keine Hobbynäherin einfach so erkennen. Einen Hinweis darauf gibt es aber weder auf dem Schnittmusterbogen, noch im Buch bei der Anleitung. Ich habe den Verlag auf diesen Fehler aufmerksam gemacht und mich sehr gefreut, dass ich eine Antwort mit einer Entschuldigung bekommen habe. Ja, es ist tatsächlich ein Fehler im Schnittmuster und der soll bei einer erneuten Auflage korrigiert werden.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Beitrag einigen Näherinnen weiterhelfen kann, damit ihnen nicht der Spaß verloren geht. Denn eigentlich ist die Jacke wirklich sehr schön. Sie hat im Vorderteil eine interessante Schnittführung und gerade die Taschenlösung ist besonders und nicht wie bei üblichen Blousons.

Letztlich hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich habe meinem Mann eine neue Jacke genäht. Nun zieht es nicht mehr am Hals und auch die Schulterlinie passt besser.  Er liebt die Jacke und trägt sie zu meiner Freude sehr oft. Das Blau ist etwas dunkler als auf den Fotos und passt genau zum Blau der Bündchen, auch wenn es hier etwas anders violettstichig aussieht.

Zusammenfassung:

Stoff: Steppsweat BW  von Evlisneedle 11,90€/m

Schnitt: Sebastian Hoofs Sweatjacke aus Buch "Jersey nähen"

Kommentare

  1. Also echt.. das ist ja auch überhaupt nicht üblich, den Beleg mit anlegen zu müssen. Das muss doch explizit betont werden!!! Du bist aber schlau und eine versierte Schneiderin und hast es hinbekommen! Das Ergebnis ist toll geworden. viele liebe Grüße vom sonnigen Bodensee nach Dresden - von Ellen

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, Danke für Deine lobenden Worte. Ich bin auch wirklich glücklich, das Problem erkannt und gelöst zu haben. Wieder was gelernt und vor allem das Schnittverständnis erweitert.
      Ganz liebe Grüße an den Bodensee von Ina

      Löschen
  2. Oh je, da musstest du ordentlich Lehrgeld bezahlen;
    sehr amüsant auch der Kommentar deines Mannes, dass es am Hals zieht.
    Und es freut mich für dich, dass du den Fehler finden konntest; in solchen Fällen zweifelt man ja gern an sich.
    Sehr schön, dass die zweite Jacke so gut gelungen ist und gerne getragen wird.
    LG von Susanne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lehrgeld im wahrsten Wortsinn, denn ich habe zweimal Stoff und Bündchen gekauft... Aber mein Ehrgeiz war geweckt, weil ich tatsächlich zwischendurch arg an mir gezweifelt habe. Aber ich war richtig froh und erleichtert, als ich das Problem lösen konnte -war auch eine Erfahrung und hat mir gezeigt, dass ich die Schnittmuster inzwischen recht gut lesen kann. Dankeschön und liebe Grüße von Ina

      Löschen
  3. Sehr frustrierend, wenn man sich mit solchen Fehlern herumschlagen muss. Da ist man ja teilweise stundenlang unnötig beschäftigt. Aber wie gut, dass du dem Fehler noch auf die Spur gekommen bist und eine zweite schöne Jacke genäht hast. Die Bündchen sind ja richtig schön dazu. Sind die einlagig und wo hast du die her? Liebe Grüße Christiane

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Frustrierend vor allem, weil ich zweimal Stoff kaufen musste. Da sind wirklich paar Stunden zusammengekommen, aber es hat mir keine Ruhe gelassen. Die Bündchen sind einlagig: Cuff me von Albstoffe/Hamburger Liebe, die sind nicht ganz billig aber sehr schön und super zu nähen.
      Liebe Grüße von Ina

      Löschen
  4. Du bist ja nett! Sich die Mühe zu machen, dem Verlag zu schreiben. Vor Jahren habe ich das auch Mal bei einem Indie-Label gemacht, wo der Taschenbeutel im Schnitt fehlte. Angesichts des heutigen Überangebots könnte ich mich nicht mehr dazu aufraffen... Das Dranbleiben hat sich aber gelohnt. Die Jacke ist wirklich sehr schön geworden! Liebe Grüße Manuela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich schätze S. Hoofs sehr und mir war das wichtig, da konstruktive Kritik am der richtigen Stelle anzubringen. Denn nicht nur der Jackenschnitt ist eigentlich richtig gut. Birgit vom Blog Massgenommen hat den Hoodie und die Jogginghose aus dem Buch schon genäht und war auch sehr angetan. Vielen lieben Dank und liebe Grüße von Ina

      Löschen
  5. Sehr gut, dass du tatsächlich gleich danach genäht hast - das ist mein großes Manko. Ich rezensiere ja sehr häufig Nähbücher und komme erst so sehr viel später dazu wirklich danach zu nähen, dabei ist das so wichtig ... wie man hier sieht

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe wenige Nähbücher, aber das wollte ich, weil es wenig Schnitte für Männer gibt. Klar, dass ich gleich losnähe, zumal es nicht so oft vorkommt, dass mein Mann mal einen konkreten Nähwunsch hat.
      LG Ina

      Löschen
  6. Wie ärgerlich! Einen Beleg, den man vom Hauptschnitteil nochmal extra abpausen muss, findet man ja öfter, aber anlegen? Zum Glück hast du den Fehler gefunden und dein Mann hat jetzt nicht nur die eine perfekte, sondern auch noch die zweite für luftige Tage.
    LG Mara

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich war zwischendurch echt verzweifelt und konnte nicht glauben, dass es so einen Fehler imSchnittmuster gibt. Ich habe das Betz durchforstet nach irgendwelchen Näherfahrungen zu diesem Teil - nix. Deshalb habe ich das so detailiert aufgeschrieben. Hoffentlich hilft es anderen. Die Jacke ist übrigens wirklich cool und die Passform richtig gut, wenn frau alles richtig zuschneiden.
      Danke Dir und liebe Grüße von Ina

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Mit Abschicken des Kommentares erklärst du dich einverstanden, dass deine gemachten Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber, gespeichert werden. Jeder hat die Möglichkeit Kommentare anonym zu verfassen. Du kannst den Kommentar jederzeit selber wieder löschen, oder durch mich entfernen lassen. Ich behalte mir vor, nach eigenem Ermessen Kommentare zu löschen
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google https://policies.google.com/privacy?hl=de gelesen hast und akzeptierst. Kommentare, die Direktlinks zu unbekannten, bzw. unersichtlichen Seiten ( ohne erkennbare URL-Adresse ) beinhalten, werden aus Sicherheitsgründen direkt gelöscht.